Erfahrungsberichte

Gino Kuhn Titel
© Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen

Kunst und Aufarbeitung

Unter dem Motto "Geschichte erfahren und künstlerisch gestalten" hat die Pädagogische Arbeitsstelle der Gedenkstätte in enger Zusammenarbeit mit dem Maler, Grafiker und Bildhauer Gino Kuhn einen Workshop veranstaltet. Beteiligt waren sechzehn Schülerinnen und Schüler des Manfred-von-Ardenne-Gymnasiums aus Berlin-Hohenschönhausen, einer Kooperationsschule der Gedenkstätte.

Die Teilnehmer setzten sich fünf Tage mit der Geschichte des ehemaligen zentralen Untersuchungsgefängnisses der Staatssicherheit und den Erfahrungen ehemaliger Inhaftierter auseinander. Ihre Erkenntnisse, Eindrücke und Empfindungen versuchten sie, künstlerisch umzusetzen. Angeregt von Gino Kuhn gestalteten die Schüler eine Vielzahl künstlerischer Produkte wie Akrylbilder, Kohle- und Bleistiftzeichnungen und Tonarbeiten. Aus jedem Bild und jeder Plastik spricht eine sehr individuelle Sichtweise auf die Haft, die Opfer und Täter im ehemaligen Stasi-Untersuchungsgefängnis.

Deutlich wurde dies bei der Vorstellung und Reflektion ihrer Arbeiten durch die Schüler. Die Ergebnisse des Workshops wurden auf einer Ausstellung im Manfred-von-Ardenne-Gymnasium vorgestellt. Die beteiligten Schülerinnen und Schüler verdeutlichten bei der Präsentation ihrer Werke, dass diese Form der Auseinandersetzung mit dem historischen Geschehen aus der Perspektive eines Künstlers, der zugleich ein Zeitzeuge ist, in besonderer Weise ihren Erkenntnisprozess beförderte.

Die Zeit, die ihnen im Workshop zur Verfügung stand, ermöglichte eine ganz individuelle, sehr intensive Auseinandersetzung und Annäherung an die Formen diktatorischer Herrschaft, an die Auswirkungen auf die Menschen, auf die Kunst und insbesondere künstlerisch Tätige.

Die DDR-offizielle Kunstrichtung, die „Schule des sozialistischen Realismus“, an einigen exemplarischen Beispielen vorgestellt und diskutiert, vertieften Kenntnisse und Vorstellungen des totalitären Anspruchs der SED-Diktatur. Ohne Zweifel war es die Zusammenarbeit mit Gino Kuhn, so die Schülerinnen und Schüler, die als besonders hilfreich bei diesem Lernprozess wirkte.

Die positiven Ergebnisse des Workshops ermutigen uns vom nächsten Schuljahr an, auch anderen Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit zu einer so intensiven Auseinandersetzung mit der DDR-Geschichte und den daraus zu ziehenden Lehren zu geben. Weil wir jedoch wissen, dass es außerordentlicher Mühe bedarf um eine Freistellung für eine ganze Woche zu erreichen, wird die Pädagogische Arbeitsstelle der Gedenkstätte das Projekt zukünftig als zweitägigen Workshop durchführen.

Wir danken der Friede-Springer-Stiftung, deren großzügige Förderung Voraussetzung für diese erkenntnisreiche Woche war und unserer Kooperationsschule, besonders ihrer Schulleiterin Frau Sardisong, dass den Teilnehmern des Wahlpflichtkurses Kunst diese freie künstlerische Arbeit ermöglicht wurde.

Einen weiteren Stimmungsbericht des Max-Delbrück-Gymnasiums in Berlin-Pankow finden Sie hier.