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Hans-Jochen Scheidler
Zellengang im Neubau

Schicksale

Hans-Jochen Scheidler

Hans-Jochen Scheidler wurde 1943 in Wollhaus im heutigen Polen geboren. Nach einem Physikstudium an der Berliner Humboldt-Universität beabsichtigte er, im September 1968 eine Aspirantur an der Akademie der Wissenschaften in Prag aufzunehmen. Im August 1968 verteilter er – zusammen mit vier Freunden – 800 Flugzettel, um gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings durch Truppen des Warschauer Pakts zu protestieren. Die Flugblätter wurden mithilfe von Buchstabenstempeln hergestellt und beinhalteten die Losungen: “Bürger – Genossen! Fremde Panzer in der ČSSR dienen nur dem Klassenfeind! Denkt an das Ansehen des Sozialismus in der Welt! Fordert endlich wahrheitsgetreue Informationen. Niemand ist zu dumm, selbst zu denken!"

Am 23. August 1968 verhaftete die Stasi H.-J. Scheidler, der in Hohenschönhausen in Haft kam. Wegen "staatsfeindlicher Hetze" verurteilte ihn das Stadtgericht von Groß-Berlin zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten, die er im Haftarbeitslager X in Berlin-Hohenschönhausen verbüßte. Im Dezember 1969 wurde er vorzeitig in die DDR entlassen.

Anschließend musste er berufsfremd als Techniker im VEB Messelektronik Berlin arbeiten. Erst ab Januar 1979 bekam er eine Anstellung im Krankenhaus Berlin-Friedrichshain. Trotz mehrfacher Versuche blieb ihm eine wissenschaftliche Karriere als Physiker verwehrt.

Seit 2009 führt H.-J. Scheidler Besuchergruppen durch die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen; seit 2011 ist er als Zeitzeuge an Schulen und Bildungseinrichtungen für das Koordinierende Zeitzeugenbüro im Einsatz.

Weiterführende Informationen


Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen (Hg.), Zeugen der Zeit. Porträts von Dirk Vogel, Berlin 2023.

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