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Mario Roellig

Mario Röllig

Literatur

  • Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen (Hg.): Die vergessenen Opfer der Mauer. Flucht und Inhaftierung in Deutschland 1961-1989. Berlin o. J., S. 55-57.
  • Ganz normale Helden. Deutsch / Polski. Ein deutsch-polnisches Jugendprojekt zur gemeinsamen Auseinandersetzung mit der Geschichte. Ausstellungskatalog polnisch deutsch Kannste auch! e.V.

Mario Röllig wurde 1967 in Ost-Berlin geboren und machte in der DDR eine Ausbildung zum Restaurantfachmann. Als Homosexueller befreundete er sich im Alter von 17 Jahren mit einem West-Berliner Politiker. Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) versuchten ihn daraufhin als Inoffiziellen Mitarbeiter (IM) anzuwerben. Weil er es ablehnte, andere Menschen zu bespitzeln, wurde er massiv unter Druck gesetzt. Im Juni 1987 versuchte er deshalb, über Ungarn nach Jugoslawien zu fliehen. Dabei wurde er von der ungarischen Grenzpolizei verhaftet und nach einer Woche im Budapester Polizeigefängnis dem DDR-Staatssicherheitsdienst übergeben.

Anfang Juli kam er in das zentrale Untersuchungsgefängnis des MfS nach Berlin-Hohenschönhausen, wo man ihm den "Versuch des ungesetzlichen Grenzübertritts" vorhielt. Nach drei Monaten wurde er aufgrund einer allgemeinen Amnestie aus der Untersuchungshaft entlassen. Erst am 8. Oktober 1987 wurde das Gerichtsverfahren gegen ihn mit der Auflage "drei Jahre Bewährung" eingestellt. Noch im selben Monat stellte Mario Röllig einen Ausreiseantrag, da auch nach seiner Entlassung persönliche und berufliche Repressalien nicht aufhörten.

Anfang 1988 nahm er an oppositionellen Veranstaltungen innerhalb der evangelischen Kirche teil. Nach einem Protestbrief an den DDR-Staatschef Erich Honecker wurde er schließlich am 8. März 1988 aus der DDR ausgebürgert. Erst 1997 erfuhr er aus den Akten des Staatssicherheitsdienstes, wo er inhaftiert war. Seine Fluchtgeschichte ist Gegenstand des Theaterstücks „Akte R“ des Berliner Theater Strahl. Zudem ist sein Schicksal Teil des Dokumentarfilms "Gesicht zur Wand". Mario Röllig lebt in Berlin und führt seit 1999 Besucher durch die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen.