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Michael Bradler

Michael Bradler

Literatur

  • Michael Bradler/ Michael Rothe: Ich wollte doch nicht an der Mauer erschossen werden! (2011)
  • Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen (Hg.): Die vergessenen Opfer der Mauer. Flucht und Inhaftierung in Deutschland 1961-1989. Berlin o. J., S. 52-54.

Michael Bradler wurde 1961 in Ost-Berlin geboren und erlernte den Beruf eines Präzisionsmechanikers. Nach dem frühen Tod seiner Mutter im Jahr 1970 kümmerten sich die Großeltern um den Heranwachsenden. Als diese und sein bester Freund in den Westen übersiedelten, wollte auch er die DDR verlassen. 1981 stellte er erstmals einen Ausreiseantrag, den er bis 1982 regelmäßig wiederholte. Als er sich mit einem bereits ausgereisten Freund in der Tschechoslowakei traf, um über seine Ausreisepläne zu sprechen, brach sein Vater den Kontakt zu ihm ab. Er erkundigte sich sogar bei der Abteilung des Innern der DDR, ob sein Sohn nicht in die Armee eingezogen werden könnte. Auch die DDR-Behörden verlangten von Michael Bradler, den Ausreiseantrag zurück zu nehmen. Mehrfach wurde er deshalb zur Abteilung Inneres vorgeladen. In seinem Betrieb wurde er von der Forschungsabteilung ins Heizhaus versetzt.

Im Januar 1982 begab er sich schließlich zum Grenzübergang Sonnenallee in Ost-Berlin, um in den Westen auszureisen. Gegenüber den Grenzbeamten erklärte er: "Ich möchte die DDR verlassen. Ich habe sieben Ausreiseanträge gestellt, die alle abgelehnt wurden. Ich möchte zu meinen Großeltern nach West-Berlin." Michael Bradler wurde daraufhin vom Ministerium für Staatssicherheit (MfS) verhaftet und in das zentrale Untersuchungsgefängnis in der Berliner Magdalenenstraße gebracht. Dort wurde er sieben Stunden lang überwiegend nachts verhört. Am darauf folgenden Tag brachte man ihn in einem als Wäschetransporter getarnten Gefangenentransportwagen in die Untersuchungshaftanstalt Berlin-Hohenschönhausen. Die Vernehmer des MfS beschuldigten ihn der landesverräterischen Nachrichtenübermittlung, was laut Strafgesetzbuch der DDR mit bis zu zwölf Jahren Haft bestraft werden konnte. Zugleich boten sie ihm seine Freilassung an, wenn er seinen Ausreiseantrag zurückziehe. Michael Bradler lehnte ab und wurde im Mai 1982 zu einem Jahr und vier Monaten Gefängnis verurteilt. Im Rahmen des Häftlingsfreikaufs schob man ihn im Oktober 1982 nach neun Monaten Haft in den Strafvollzugsanstalten Berlin-Rummelsburg und Cottbus in die Bundesrepublik ab.

Heute arbeitet Michael Bradler als Besucherreferent in der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen und in der Forschungs- und Gedenkstätte Normannenstraße (Stasimuseum).