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Thomas Raufeisen

Thomas Raufeisen

Literatur

  • Raufeisen, Thomas: Ich wurde in die DDR entführt. Von meinem Vater. Er war Spion (2017).
  • Stiller, Werner: Der Agent. Mein Leben in drei Geheimdiensten (2010).
  • Knabe, Hubertus: Die unterwanderte Republik (1999), S. 412-417.

Thomas Raufeisen wurde 1962 in Hannover geboren und lebte dort bis zu seinem 17. Lebensjahr. Sein Vater – Armin Raufeisen – war Mitarbeiter des Industrieunternehmens Preussag und spionierte dort als Inoffizieller Mitarbeiter für das Ministerium für Staatssicherheit (MfS). Als ein Oberleutnant des MfS – Werner Stiller – im Januar 1979 in die Bundesrepublik Deutschland überlief und Teile des Spionagenetzes der DDR enttarnte, drohte auch ihm die Verhaftung. Das MfS beorderte deshalb seinen Agenten kurzfristig in die DDR. Erst dort erfuhren die beiden Söhne Thomas und Michael vom Doppelleben ihres Vaters.

Während Michael sich weigerte, die DDR-Staatsbürgerschaft zu beantragen, und in den Westen ausreisen durfte, musste der minderjährige Thomas bei seinen Eltern in der DDR bleiben. Doch die Familie zeigte sich mit dem Leben in der DDR bald unzufrieden. Sie begann, ihre Flucht in die Bundesrepublik zu planen. Als sie im September 1981 ein zweites Mal nach Ungarn fahren wollten, wurde Thomas verhaftet und zur ersten Vernehmung in die Untersuchungshaftanstalt des MfS in der Berliner Magdalenenstraße gebracht. Die Eltern wurden bei einem Fluchtversuch am selben Abend auf der Autobahn verhaftet und ebenfalls dorthin transportiert. Am nächsten Tag wurde die Familie in die Untersuchungshaftanstalt in Berlin-Hohenschönhausen verlegt. Mehr als ein Jahr später wurde Thomas Raufeisen wegen "ungesetzlichen Grenzübertritts" und "landesverräterischer Agententätigkeit" zu drei Jahren Haft verurteilt, die er in der Sonderhaftanstalt Bautzen II verbüßen musste. Nach seiner Freilassung im September 1984 wurde ihm die Ausreise in die Bundesrepublik genehmigt, sodass er wenig später nach Hannover zurückkehren konnte.

Thomas Raufeisen ist zur Zeit als freiberuflicher Referent tätig, seit 2003 auch in der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. Er hat seine Geschichte in dem Buch "Ich wurde in die DDR entführt. Von meinem Vater. Er war Spion." niedergeschrieben.
Außerdem wurde sein Schicksal 2015 innerhalb der Dokumentation "Im Schatten der Stasi" dargestellt.