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Dietmar Serafin

Dietmar Serafin

Als der Kontrolleur mit der Taschenlampe in den Tank seines Autos leuchtet und den Trageriemen entdeckt, weiß Dietmar Serafin: Er ist aufgeflogen. Denn im Kofferraum befindet sich ein Flüchtling, den er über die Grenze nach Westberlin zu schmuggeln versucht.

Der 1939 in Liegnitz (Schlesien) geborene Dietmar Serafin war kurz vor dem Mauerbau nach Westberlin gezogen und arbeitete bei Siemens als Maschineneinrichter. In einem Lokal wurde er angesprochen, ob er nicht helfen wolle, Menschen aus der DDR herauszuholen. Dietmar Serafin engagierte sich daraufhin bei einem Fluchthilfeunternehmen, fuhr als Kurier Fluchtautos von Ost-Berlin in den Westen. Im Januar 1963 wird er dabei verhaftet, kommt zunächst in das Gefängnis in der Kissingenstraße, später in die zentrale Untersuchungshaftanstalt des MfS nach Berlin-Hohenschönhausen. 1964 wird er in die Bundesrepublik freigekauft.

Doch Dietmar Serafin ließ sich nicht aufhalten, nahm erneut Kontakt zu einer Fluchthilfeorganisation auf, engagierte sich weiter. Bei einer Kontrolle wird bei ihm ein verdächtiger Zettel mit Fluchthilfeinfos gefunden – die Situation kommt dem MfS wie gerufen. Sie setzen Dietmar Serafin unter Druck, erpressen ihn: Er soll für sie arbeiten, soll Informationen und Daten der Flüchtlingsorganisation weitergeben. Unter Druck stimmt er zu, wendet sich allerdings nach seiner Rückkehr im Westen an den Staatsschutz.

Statt die Stasi detailliert über die Vorgehensweise der Flüchtlingshelfer zu informieren, gibt er falsche Informationen weiter und sammelt im Gegenzug Informationen über das Kontrollsystem im Eisenbahnverkehr. Im Februar 1965 wird Dietmar Serafin dann das zweite Mal verhaftet,
nachdem er einem Flüchtling falsche Papiere besorgt hat. Diesmal ist er nicht nur als Fluchthelfer angeklagt, sondern auch als „Verräter“. 15 Monate sitzt er in Pankow in Einzelhaft, bevor er zu einer Haftstrafe von zwölf Jahren verurteilt wird. Nach acht Jahren im Strafvollzug in Brandenburg wird er bei einem Gefangenenaustausch wieder in die Bundesrepublik entlassen.

Bis 1996 arbeitete Dietmar Serafin als Maschineneinrichter bei einer Berliner Firma, machte zusätzlich Weiterbildungen für neue Mitarbeiter. Seit 2012 führte er als Besucherreferent Menschen aus aller Welt durch die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen und ließ sie an seiner bewegten Geschichte teilhaben.

Dietmar Serafin verstarb am 23. Februar 2017 im Alter von 77 Jahren.