Weiter zum Inhalt
Norbert Krebs
Gedenkstein im Rosenhof

In Memoriam

Norbert Krebs

In Memoriam

Die Gedenkstätte trauert um einen langjährigen Mitstreiter

Norbert Krebs wurde 1957 in Berlin geboren. Nach dem Schulabschluss wurde er Koch. Als Leiter einer Dorfgaststätte in Lüdersdorf bei Luckenwalde geriet er 1983 erstmals in das Visier des DDR-Staatssicherheitsdienstes. Ein Informant hatte berichtet, dass er fragwürdige Handelsbeziehungen zu sowjetischen Armeeangehörigen unterhalte und vor jugendlichen Gästen das kritische Lied "Sonderzug nach Pankow" des westdeutschen Rockmusikers Udo Lindenberg abgespielt habe. Das Ministerium für Staatssicherheitsdienst (MfS) sah darin eine Beleidigung des SED-Generalsekretärs Erich Honecker und eine Form der "politisch-ideologischen Diversion". Die Operative Personenkontrolle (OPK) "Martha" wurde 1986 wieder eingestellt, weil man Krebs keine konkreten Straftaten nachweisen konnte.

Von 1989 an arbeitete Norbert Krebs in Berlin als Produktionsleiter bei dem DDR-Gastronomiebetrieb Mitropa. Nach den Kommunalwahlen in der DDR im Mai 1989 erstattete er Anzeige wegen des Verdachts auf Wahlfälschung. Wenig später gehörte er zu den Mitorganisatoren der von Bürgerrechtlern initiierten ersten Montagsdemonstration am 7. Juli 1989 auf dem Alexanderplatz. Anfang August wurde er vom MfS festgenommen und inhaftiert. Im September 1989 verlor er die DDR-Staatsbürgerschaft und wurde nach West-Berlin abgeschoben. In den folgenden Jahren arbeitete er in der Dachdeckerfirma seines Vaters, der bereits 1957 in die Bundesrepublik geflüchtet war.

Norbert Krebs engagierte sich in der Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS) und in der Initiative Spurensuche für eine Aufarbeitung des SED-Unrechts. Seit 2004 führte er Besuchergruppen durch die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. Am 14. Juli 2020 ist er nach einem plötzlichen Aortenabriss und zweiwöchigem Krankenhausaufenthalt plötzlich verstorben. 

Weiterführende Informationen