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Hans Schulze
Zellengang im Neubau

Schicksale

Hans Schulze

Hans Schulze wurde 1952 in Falkensee (Brandenburg) geboren. Er arbeitete für einen westdeutschen Chemiekonzern in West-Berlin und war von dort aus zuständig für das gesamte DDR-Geschäft seiner Firma.

Im März 1986 lernte er auf seinem Weg zur Leipziger Messe in einer DDR-Autobahnraststätte eine Frau kennen. Es entwickelte sich eine Beziehung, in deren Verlauf er von den Fluchtabsichten der Frau erfuhr. Was er nicht wusste: Die Frau war eine Inoffizielle Mitarbeiterin des Ministeriums für Staatssicherheit, IM "Eva", angesetzt auf westdeutsche Einzelreisende und Unternehmer. In einem Gespräch mit dem MfS hatte sich IM "Eva" um einen Westeinsatz bemüht. Als dieser seitens der verantwortlichen Stellen abgelehnt wurde, unternahm sie weitere Aktivitäten, um eine Flucht auf eigene Faust vorzubereiten. 

Hans Schulze wurde 1986 bei der Ausreise aus der DDR an der Grenzübergangsstelle Drewitz festgenommen. Verhaftungsgrund war §97 "Spionage". Im weiteren Verlauf der Untersuchungshaft wurden ihm Klageerweiterungen mitgeteilt, wie „Verrat von Staatsgeheimnissen“, „Staatsfeindlicher Menschenhandel“, „Unterstützung zur Vorbereitung eines ungesetzlichen Grenzübertritts“ und „Devisenvergehen“. Von all den Klageerweiterungen blieben nur noch Vorwurf der "Unterstützung zur Vorbereitung eines ungesetzlichen Grenzübertritts" und "Devisenvergehen" übrig. Hans Schulze wurde vom Militärstrafgericht Berlinzu einer Haftstrafe von zweieinhalb Jahren verurteilt. Er wurde Ende 1987 im Rahmen einer Amnestie vorzeitig aus der Haft entlassen. Nach der Friedlichen Revolution erfuhr Schulze, dass sowohl er als auch IM "Eva" in einem Stasi-Lehrfilm namens "Wer ist wer?" als vermeintliche Staatsfeinde gezeigt wurden.

Hans Schulze führt seit 2013 Besuchergruppen durch die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen ist als Zeitzeuge an Schulen und Bildungseinrichtungen für das Koordinierende Zeitzeugenbüro tätig.