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H.J. Schmidtchen
Zellengang im Neubau

Schicksale

Heinz-Joachim Schmidtchen

Heinz-Joachim Schmidtchen wurde am 8. Dezember 1928 in Schwiebus (Brandenburg) geboren.

Mit 17 Jahren wurde H.-J. Schmidtchen am 11. Mai 1946 von der sowjetischen Polizei (NKWD) verhaftet. Mit Freunden hatte er Plakate in Prenzlauer Berg aufgehängt, die sich gegen die Zwangsvereinigung der Parteien KPD und SPD richteten. Die Jugendlichen hatten nicht mit einer Verhaftung gerechnet, da die SPD eine offiziell zugelassene Partei war.

H.-J. Schmidtchen kam in das Kellergefängnisse des NKWD in der Prenzlauer Allee. In einem nahezu dunklen Verlies verbrachte er mit 16 anderen Gefangenen die ersten Wochen der Haft, die geprägt war von körperlichen Misshandlungen während der Verhöre, unzureichender Ernährung und katastrophalen Hygienebedingungen. Als er Ende Juni von einem sowjetischen Offizier Kleidung ausgehändigt bekam, hoffte er, nun freizukommen. Doch er wurde nach Hohenschönhausen ins Speziallager Nr. 3 transportiert. Dort sah der Jugendliche, wie täglich Leichen aus den Zellen getragen wurden. Auch im Speziallager Nr. 1 in Sachsenhausen, der dritten Haftstation, beobachtete er den Abtransport unzähliger Toter. 
Vier Jahre blieb H.-J. Schmidtchen in sowjetischer Haft — ohne Gerichtsurteil und ohne Kontakt zu seiner Familie. Bei den “Waldheimer Prozessen” verurteilte ihn ein DDR-Gericht zu weiteren zehn Jahren Haft. 1954 kam er frei und baute sich in der Bundesrepublik ein neues Leben auf. Seit 1990 setzt sich H.-J. Schmidtchen für die Aufarbeitung der sowjetischen Speziallager und das Gedenken an die zahllosen Toten ein.